„Honest Labour“ von Space Afrika: Manchester-Poesie

„Honest Labour“ von Space Afrika: Manchester-Poesie

September 28, 2021 0 Von D. Reviol
Space Afrika "Honest Labour" (Dais Records)
Space Afrika „Honest Labour“ (Dais Records)

Dem britischen Produzenten-Duo Space Afrika ist mit ihrem zweiten richtigen Album ein echter Wurf gelungen. „Honest Labour“ fasziniert als abwechslungsreicher Großstadt-Trip voller Melancholie und Wärme.

„Manchester in the rain, hoods up, nighttime, lamp posts, puddles, amber lights beaming and Tibyan [Mahawah Sanoh, Regisseurin] at our bus stop. Real beauty.“ So beschreibt Joshua Tarelle im Interview mit dem Crack Magazine das Cover-Artwork von „Honest Labour“. Und wer das neue Album von Space Afrika gehört hat, weiß, dass es genauso auch die Beschreibung der Musik sein könnte.

„Inner city ambient“

Space Afrika sind Joshua Inyang und Joshua Tarelle. Obwohl Tarelle inzwischen in Berlin lebt, gibt es kaum einen Beitrag über das Elektronik-Duo, in dem es nicht auch um ihre Herkunftsstadt geht: Space Afrika verstehen sich als „Manchester band“, sehen sich in der Tradition von Joy Division und The Smiths. Die Musik mag eine ganz andere sein, doch die regionale Prägung sei dieselbe. Das passt. Denn „Honest Labour“ ist zweifellos ein Großstadt-Album: verregnet, verschwommen, mal dunkel, mal hell aufleuchtend, immer geheimnisvoll.

„Inner city ambient for chaotic living“ nennt Tarelle den Stil von Space Afrika. Eigentlich passiert hier viel zu viel für ein klassisches Ambient-Album. Kühle Soundscapes werden von Gesprächs- und Interviewfetzen unterbrochen. Schwere Trip-Hop-Beats wechseln mit Dub-Melancholie à la Burial. Zarte Gesangspart verschwinden in kühlen Elektro-Klängen. Spoken-Word-Passagen legen sich über wabernde Cello-Flächen, die unvermeidlich den großen Arthur Russell heraufbeschwören. Und im Zentrum die Single des Albums, das Hip-Hop-Stück „b£e“ mit Gast-Rapper Blackhaine.

Es ist die große Kunst der beiden Produzenten aus diesem Stilmix eben nicht die nächste postmoderne Collage zu machen, sondern eine musikalische Einheit zu formen, die der Genre-Begriff Ambient in der Tat sehr exakt trifft. Die einzelnen Elemente verharren nicht im Chaos, sie zerfließen ineinander, interagieren miteinander. All das ist zutiefst menschlich. Elektronische Großstadtpoesie.

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