Larry Levan in Frankfurt – Ata erzählt: So war 1991 die Paradise Garage Party im Plastik
Am 27. November 1991 legte DJ Larry Levan im Plastik auf. Über den Frankfurt-Gig der Paradise-Garage-Legende ist wenig bekannt. Robert-Johnson-Macher Ata Macias war damals dabei und lässt die Nacht Reuve passieren.
Mitte November machte auf Facebook eine umstrittene Liste mit angeblich nahezu allen Tracks die Runde, die DJ-Legende Larry Levan jemals in der Paradise Garage gespielt haben soll. Auch ich teilte den Post.
Thomas Fath, langjähriger Partygänger und Fotograf aus Mannheim, machte mich daraufhin auf Levans Gig im Frankfurter Plastik am 27. November 1991 aufmerksam. Fath, der damals so gut wie jede Woche nach Frankfurt auf Partys pilgerte, ärgert sich bis heute, dass er genau an diesem Abend zuhause blieb. Den Flyer hat er aber aufgehoben. Er gab mir auch den goldenen Tipp, Ata Macias zu fragen, ob er an dem Abend dort gewesen ist. Denn der Robert-Johnson-Macher, der seinerzeit im Plastik auch Abende veranstaltete, war in der Nacht tatsächlich anwesend und kann sich noch sehr gut daran erinnern.
Ata, du bist damals bei Levans Gig im Plastik gewesen. Erzähl uns bitte etwas darüber.
Auf die Party mit Larry Levan bin ich über einen Flyer vom Plastik aufmerksam geworden. Es muss ein Mittwoch gewesen sein. Damals wusste ich aber noch nicht wirklich, wer Levan ist. Nur soviel, dass es ein bekannter DJ aus New York sei. An dem Abend bin ich auch nicht speziell wegen ihm hin, sondern einfach nur um auszugehen. Ich wollte Leute treffen, was trinken, wie man das eben so gemacht hat.
Wie lief der Abend ab?
Als Levan mit seinem Set loslegte, merkte ich natürlich schnell, dass da jemand auflegt, der das sehr gut kann. Einer, der etwas von seinem Fach versteht. Levan hat sofort sehr discoid gespielt. Ohne Intro oder langsamen Aufbau, wie es von seinen Sets in der Paradise Garage bekannt ist. Er wusste ganz gut, dass er hier die Leute nur mit Disco und High Energy zum Tanzen bringen kann.
Waren viele Gäste da?
Der Laden war kaum gefüllt, was sehr schade war. Ich wunderte mich, warum bei einem namhaften DJ aus New York nicht mehr Leute da waren. Man traf natürlich auch ein paar bekannte Gesichter an. Ich glaube, unter anderem Sven Väth und Thomas Koch waren dort, aber da bin ich mir nicht mehr ganz sicher.
Woran lag das deiner Meinung nach?
Ich dachte mir, es lag wieder mal an den Frankfurtern, die erst dann aufschlagen, wenn die ganze Welt es geil findet. Wenn Druck von außen kommt. Aber man muss auch sagen, dass zu der Zeit Levans Sound rund um Deep House in Frankfurt noch nicht so stark manifestiert war. Die Art von Musik lief eher in den Schwulen-Clubs wie dem damaligen Construction 5 und dem Blue Angel oder sonntags im Plastik beim „Gay Tea Dance“.
Wie hast du Levans Set in Erinnerung?
Levan hatte mich auf jeden Fall extrem abgeholt. Er hat voll auf Peak gemischt. Nicht so auf die Beat-Parts. Er hat vielmehr die Melodien miteinander harmonisch verbunden. Wenn zum Beispiel Vocals eingesetzt haben, kam die Melodie eines anderen Tracks hinzu. Es war ein tolles Hochgepeitsche. Voll High Energy. Als High und mehr High, da ist man schon selber High geworden. Es war ein ziemlich abgefahrenes Programm, das ich zu diesem Zeitpunkt von keinem anderen DJ gehört hatte.
Dein persönliches Fazit der Nacht?
Am Ende bin ich sehr fasziniert aus dem Abend raus. Levan hatte mich voll mitgenommen. Ich war quasi beseelt, wie man das so schön nennt. Beglückt von einem DJ, infiziert. Das fand ich gut. Dann habe ich erst mal darüber geschlafen. Krass im Nachhinein, dass ich den Großmeister damals noch mal live erleben durfte, das ist schon ziemlich geil. Levan ist knapp ein Jahr später gestorben. Ich hadere bis heute, warum es an dem Abend nicht voll war. Es könnte unter anderem auch an der eher mäßigen Werbung für den Event gelegen haben.
Foto Ata by Rob