Aus den Ruinen der South Bronx: Doku-Klassiker der Hip-Hop-Kultur

Aus den Ruinen der South Bronx: Doku-Klassiker der Hip-Hop-Kultur

Dezember 14, 2020 0 Von D. Reviol

Ein Gastbeitrag von D. Reviol

Was eine Musik-Doku leisten sollte? Musikgeschichte erlebbar machen. Unbekanntes aufspüren und überliefern. Neue Einblicke gewähren, Hintergründe vermitteln. Bei einer kleinen Zeitreise in die junge Hip-Hop-Szene der 80er Jahre begegnen wir drei Doku-Klassikern, die diesem Anforderungsprofil gerecht werden.

Popmusik ist bekanntlich mehr als Musik. Ob Rock´n´Roll, Punk, Disco oder Hip-Hop, immer geht es auch um Identität. Nicht allein Songs, Melodien, Riffs und Beats schaffen die perfekte Identifikationsfläche. Dafür bilden sich ganze Szenen – Subkulturen mit einem typischen Sound, aber auch mit eigenen Orten, Zeichen, Moden, Geschichten, Protagonisten und Bildern.

Musik-Dokus auf Netflix: eine kleine Auswahl. (Quelle: Netflix)

Die Anziehungskraft, die in diesem kulturellen Gesamtpaket steckt, scheint auch nicht durch den öden Pragmatismus der Musikstreaming-Dienste und ihrer kalten Algorithmen zu schwinden. Noch immer bringt die Popmusik ihre Helden und Ikonen hervor, produziert mehr denn je Bilder und Symbole, erzählt weiter ihre Geschichten. Das geschieht in den sozialen Netzwerken, daneben allerdings auch verstärkt in einem anderen Medium mit langer Tradition: der Musikdoku. Es bedarf keiner aufwendigen Suche auf Netflix, Amazon Prime oder Apple TV, um festzustellen: Video might have killed the radio star. But streaming definitely didn´t kill the video star.

Spätestens seit dem Triumph der Video-on-Demand-Anbieter erleben Dokumentationen eine Hochphase. Sie funktionieren nicht mehr nur als Nischenprodukt der Fernsehwelt, sondern haben neben Blockbuster-Filmen und Serien-Hits ihren festen Platz im Mainstream gefunden. Gut für Musikfans. Schließlich ist das Archiv der Popmusik voll von Persönlichkeiten und Legenden, die sich verfilmen lassen. Gut aber auch für das Musik-Business selbst angesichts des großen Marketing-Potenzials.

Nostalgie-Alarm im Hip-Hop-Genre

Als besonders geschäftstüchtiges Genre mischt der Hip-Hop auf diesem Feld schon lange mit. So sind in den vergangenen Jahren zahlreiche mal mehr, mal weniger gute Dokus beziehungsweise semidokumentarische Spielfilme aus diesem Bereich entstanden – oft als Vehikel für etablierte Rap-Künstler und Star-Produzenten („Nas: Time is Illmatic“, „Straight Outta Compton“), gelegentlich aber auch als lehrreiche Geschichtsstunde für das heranwachsende Hip-Hop-Publikum („Hip-Hop Evolution“, „Rapture“).

Handwerklich professionell umgesetzt versammeln die Dokumentationen oft zahlreiche bekannte Acts, deren Aussagen das interessierte Publikum gerne lauscht. Doch viele dieser Filme (nicht alle) haben dasselbe Problem: Wir kennen ihre Geschichte schon lange. Wie jede Musikkultur, die erwachsen (und reich) wird, hat auch der Hip-Hop im Alter seinen Kanon definiert. An diesem Kanon arbeiten sich die neuen Rap-Dokus ab. Auf diese Weise können interessante Filmchen entstehen, Doku-Snacks für das abendliche Couch-Entertainment, nach denen der Zuschauer (als Nachtisch) vielleicht mal wieder „Straight Outta Compton“ oder „Illmatic“ (die Alben) auflegen möchte. Aber das ist gefährlich nah an Nostalgie und meilenweit entfernt vom ansteckenden Entdeckergeist, der die filmischen Großtaten des Genres antrieb.

In den frühen und mittleren 80er Jahren, als sich der Hip-Hop gerade in seiner Pubertät befand, lenkten begeisterte Dokumentarfilmer den Blick auf die Szene – nicht immer stilsicher, jedoch voller Neugierde und Enthusiasmus. Was die Filme zeigten, war neu, abenteuerlich und infizierend. Es ist Zeit, sich drei der beliebtesten Beispiele noch einmal anzuschauen.

„Wild Style“: die Feier der vier Elemente

Wenn wir es ganz genau nehmen, hat der vielleicht bekannteste Hip-Hop-Film der 80er in diesem Text nichts verloren. „Wild Style“ ist ein Spielfilm, keine Doku. Aber jeder spricht über den 1982 veröffentlichten Film, als ob er eine Doku wäre.

„A simple hero, a simple story”, fasst Regisseur Charlie Ahearn die fiktionale Handlung seines Films für Jeff Changs Buch „Can’t Stop Won’t Stop” zusammen. „Lee Quiñones was gonna be the hero. What is his problem? He´s in love with this girl but she doesn´t know he´s the famous graffiti artist. That´s it. That´s all the movie is.” In Wirklichkeit ist das längst nicht alles. Denn so banal der Plot des Films auch ist und so hölzern Ahearn und seine Laiendarsteller ihn filmisch wie auch schauspielerisch umgesetzt haben, die Story führt uns in eine Welt voll aufregender Attraktionen: Graffiti-Künstler, die dem endzeitlichen Bronx-Szenario mit ihren selbstbewussten Strichen Leben einhauchen. DJs, die wie moderne Alchemisten aus alter Musik neuen Stoff für Dance Clubs und Block Partys zaubern. B-Boys, die diese Sounds akrobatisch und atemberaubend in Bewegung übersetzen. MCs, die das wilde Treiben in ihrer eigenen Ghetto-Lyrik begleiten, einem endlosen Strom der Wörter und Slogans.

Darin ist „Wild Style“ keine Fiktion, sondern echt. Reale Sprayer, reale Breakdancer, reale Musiker. Immer dann, wenn der Film die vier Elemente des Hip-Hops zusammenführt, ist er am stärksten. Wenn Grandmaster Flash seine Spinning-Qualitäten vorführt und dazu eine Collage aus Graffiti- und Breakdance-Aufnahmen einsetzt. Wenn Rammellzees rauer Rap-Flow mit den Moves der Rock Steady Crew verschmilzt. Wenn im New Yorker Dixie Club die B-Boys ihre Artistik zu den Battles der Cold Crush Brothers und Fantastic Five darbieten.

Eine junge Szene feiert sich selbst

Der Zuschauer mag diese Sequenzen heute mit einer gewissen Routine erleben. Doch auch aus gegenwärtiger Perspektive kann er sich der unschuldigen Begeisterung und ausgedrückten Individualität kaum entziehen. Es geht ihm dabei ganz wie der jungen Journalistin im Film, die sich aus Uptown in den „gefährlichen“ Teil New Yorks begibt, um die Welt der Hip-Hop- und Graffiti-Künstler kennenzulernen. Gespielt wird die Reporterin mit entgeisterter Verwunderung von der New Yorker Underground-Schauspielerin und späteren Fun-Gallery-Gründerin Patti Astor.

Keine Frage, der Film will sein Publikum in Staunen versetzen. Staunen über das neue Phänomen Hip-Hop. Das kulminiert im Finale des Films: einem großen Park Jam in einem urbanen Amphitheater, an dem zahlreiche Hip-Hop-Künstler der damaligen Zeit beteiligt waren und zu dem Ahearn zahlreiche Menschen aus der Nachbarschaft als Crowd eingeladen hatte. Es ist der Klasse und Leidenschaft der jungen Hip-Hopper zu verdanken, dass das Geschehen nur gelegentlich zirkushaft wirkt. Die meiste Zeit ist „Wild Style“ einfach die mitreißende Feier einer jungen Szene aus der South Bronx – herrlich unschuldig und naiv.

Wild Style

USA, 1982, 82 Min.
Regie, Produzent, Drehbuch: Charlie Ahearn
Featured Artists (Auswahl): Fab Five Freddy, Lee Quiñones, Lady Pink, Zephyr, Rock Steady Crew, Grandmaster Flash, The Cold Crush Brothers, Rammellzee, Grandwizard Theodore & the Fantastic Five, Busy Bee Starski

Wild Style

USA, 1982, 82 Min.
Regie, Produzent, Drehbuch: Charlie Ahearn
Featured Artists (Auswahl): Fab Five Freddy, Lee Quiñones, Lady Pink, Zephyr, Rock Steady Crew, Grandmaster Flash, The Cold Crush Brothers, Rammellzee, Grandwizard Theodore & the Fantastic Five, Busy Bee Starski


„Style Wars“: das Wesen der Hip-Hop-Kultur

New York City, 1982. Züge schweben zu den Klängen von Wagners „Götterdämmerung“ durch die Nacht. Eine Bahnhofsdurchsage ertönt. Die Stimmung ist geisterhaft. Dann am Rande der Gleise findet das Kameraauge mehrere Laternen. Hell beleuchten sie die Außenseiten der vorbeigleitenden Zugwaggons. Darauf zu erkennen: die Werke der New Yorker Graffiti-Künstler. Crescendo.

Beginnt so ernsthaft ein Film über Hip-Hop? So beginnt „Style Wars“, der Film über Hip-Hop. Regisseur Tony Silver, der die Doku in Zusammenarbeit mit Fotograf und Street-Art-Experte Henry Chalfant produzierte, macht direkt mit dieser dramatisch inszenierten Eingangssequenz klar: Was wir hier sehen, ist bedeutsam. In den folgenden knapp 70 Minuten geht es nicht um das Gekritzel einiger New Yorker Kids aus schwierigen Verhältnissen. „Style Wars“ dokumentiert den tiefen Drang einer jungen Szene sich auszudrücken, sich zu verwirklichen – in einer feindlichen Welt, die dieses Privileg eigentlich nicht für sie vorgesehen hat.  

Gegen die Autoritäten

„He (Tony Silver) was convinced that they had a Wagnerian opera on their hands”, schreibt Kulturjournalist Jeff Chang über den Film und fügt hinzu: „‚Style Wars’ stands as a landmark achievement for Hip Hop film, the seminal documentary of graffiti and b-boying.” Tatsächlich wollte Silver zunächst einen Film vor allem über B-Boys machen. Als die berühmte Rock Steady Crew jedoch immer weniger für die Aufnahmen zur Verfügung stand, wechselte der Fokus auf die Writer-Szene, wohingegen Rap-Musik – schon bald die dominierende Strömung der Hip-Hop-Kultur – nur eine untermalende Funktion im Film einnimmt. Für den Film wurde dieser Schwerpunkt zu einem Glücksfall.

Mehr als andere Ausdrucksformen des Hip-Hop stand die Graffiti-Art schon früh in der öffentlichen Kritik. Mächtige Gegenspieler der Szene wie New Yorks Bürgermeister Ed Koch verunglimpften die Kunstform als reinen Vandalismus und nahmen viel Geld in die Hand, um die Sprayer von ihrem bunten Treiben abzuhalten. In diesem Spannungsfeld begegnet uns Hip-Hop viel stärker als in der partytrunkenen Atmosphäre von „Wild Style“ auch als eine Jugendbewegung. Der titelgebende „Style-Krieg“ beschreibt nicht nur den künstlerischen Kontest um die kreativsten Writings und eindrucksvollsten Murals, sondern auch den Kampf gegen die Autoritäten. Politiker, Konservative, Eltern, elitäre Kunsthändler.  

Abfällig sagt einer der Street Artists gegen Ende der Doku aus dem Off: „An adult! I just couldn´t see an adult ever putting that much energy to something that isn´t gonna pay.” Mit dem Wissen über das heutige Billion-Dollar-Business, zu dem Hip-Hop geworden ist, mag dieser Satz reichlich ironisch klingen. Doch in der „Wir gegen den Rest der Welt“-Stimmung von „Style Wars“ steht außer Frage, für welche Seite wir als Zuschauer sind. Die Hingabe und Ernsthaftigkeit, mit der Case, Skeme, Dondi und die anderen Writer ihre ultimativen Tags planen und sich völlig in ihrer Kunst verlieren, ist herzerwärmend.

Der Film offenbart nicht viel über die sozialen Verhältnisse, aus denen seine Protagonisten kommen. Das ist auch nicht nötig. Die trostlosen Aufnahmen der zerstörten und abgebrannten Gebäude in der Bronx reichen aus, um zu wissen, dass diese Kids nicht viel besitzen. Was sie aber haben, ist ihren „Style“. Das ist das Wesen der Hip-Hop-Kultur.

Style Wars

USA, 1983, 70 Min.
Regie: Tony Silver
Produzent: Tony Silver, Henry Chalfant
Featured Artists (Auswahl): Skeem, Dondi, Seen, Case/Kase 2, Zephyr, Mare 139, Cap, Crazy Legs, Frosty Freeze

Style Wars

USA, 1983, 70 Min.
Regie: Tony Silver
Produzent: Tony Silver, Henry Chalfant
Featured Artists (Auswahl): Skeem, Dondi, Seen, Case/Kase 2, Zephyr, Mare 139, Cap, Crazy Legs, Frosty Freeze


„Big Fun in the Big Town“: die nächste Generation

Am Schluss von „Style Wars“ lassen Politik und das staatliche Verkehrsunternehmen MTA ihre Muskeln spielen. Scharfe Wachhunde und furchteinflößende Stacheldraht-Barrikaden sollen den ungeliebten Writer-Kids das Leben schwer machen. Daneben beobachten wir eine vollständig weiß gestrichene und blitzblank gereinigte Zug-Flotte sich in Bewegung setzen: „the great white fleet“. Graffiti-Bekämpfer meinten damals, erkannt zu haben, dass das Weiß abschreckend auf Sprayer wirke. Etwa fünf Jahre später ist für die Doku „Big Fun in the Big Town“ ein Journalist auf dem Weg zu einem Treffen mit Grandmaster Flash in der South Bronx. In dieser Sequenz erkennen wir wieder einen jener weißen Züge – dieses Mal allerdings voller Graffitis und Tags. Ein kleiner Triumph. Es fühlt sich an, als ob die Jungs aus „Style Wars“ doch noch gewonnen haben.

Tatsächlich sind die wilden Writings auf dem Zug genauso wie Pionier-DJ Flash inzwischen Relikte aus einer anderen Zeit. „Big Fun in the Big Town“ präsentiert uns bereits die nächste Hip-Hop-Generation.

Eigentlich besteht die niederländische TV-Produktion von Regisseur Bram von Splunteren aus zwei Teilen, in denen wir den belgischen Musiker und Fernsehmoderator Marcel Vanthilt durch New York City folgen. Ein Part handelt von Iggy Pop und den Stooges und ist inzwischen vergessen. Der andere trug wesentlich zur Popularität von Rap-Musik in den Niederlanden bei und genießt heute Kultstatus. Wie schon teilweise bei „Wild Style“ erleben wir die Szene aus der neugierigen Sicht eines Reporters. Aber diese Szene hat sich verändert. Die naive Begeisterung der Old School ist im Herbst 86 einem neuen Selbstbewusstsein gewichen. Auch aus diesem spannenden Kontrast zieht „Big Fun in the Big Town“ seine Qualität.

Ego vs. Consciousness: der ewige Konflikt im Hip-Hop

In 40 Minuten gelingt es dem Film, ein Genre zu portraitieren, dem soeben der Sprung in den Mainstream gelungen ist und das sich nun zum Big Business aufschwingt. Mit Entrepreneur und Def Jam-Mitbegründer Russell Simmons spricht auf einmal jemand von „selling a group“ und „commercial talents“. Run DMC reden (kurz nach dem Erfolg von „Walk This Way“) stilsicher über Karriere und ihren Status als Hip-Hop-Stars. LL Cool J gibt beim Interview im bürgerlichen Queens-Milieu den Macho, als der er sich während seiner Laufbahn etablieren wird. Der Stolz über das Erreichte ist spürbar. Aber mit ihm ist auch das Ego in beachtliche Höhen gewachsen. Erfolg heißt nicht mehr den nächsten Rap-Battle zu gewinnen oder das heißeste Piece der Stunde an einen Zug gesprüht zu haben. Jetzt geht es um Welterfolg.

Wir sehen Teenager auf dem Schulhof beim Rappen und Beatboxen. Unter den Goldkettchen tragen sie Polo-Shirts, die weißen Trainingshosen glänzen. Die Kids sind infiziert vom Hip-Hop. Aus dem wilden Spiel ist Mode geworden –zugleich aber auch ein Traum vom Aufstieg. Denn an der Härte der sozialen Realität hat sich wenig geändert. Kriminalität bestimmt den Alltag auf den Straßen und neben der Hip-Hop-Welle ist auch die Crack-Epidemie über New York geschwappt.

„Big Fun in the Big Town“ beschreibt den Konflikt zwischen Hip-Hop als Geschäft und gigantischem, oft faszinierendem Ego-Trip auf der einen Seite sowie brutaler Realität und sozialen Missständen auf der anderen Seite. Ein vermeintlicher Gegensatz, der das Genre bis heute mitprägt. Symbolhaft ein gemeinsames Interview mit Sulaiman El-Hadi von The Last Poets, die ihren Ursprung in der Bürgerrechtsbewegung der 60er hatten, und dessen jugendlichem Sohn: El-Hadi schimpft darin über den modernen Hip-Hop als oberflächlich, sozial unkritisch und egozentrisch. Sein Sohn stimmt ihm zu. Kurz darauf ergänzt der Teenager aber, dass er es trotzdem liebe zu diesem „Garbage“ zu tanzen.

Big Fun in the Big Town

Niederlande, 1986, 40 Min.
Regie: Bram van Splunteren
Idee, Moderation: Marcel Vanthilt
Featured Artists (Auswahl): Grandmaster Flash, LL Cool J, Run-DMC, Russell Simmons, Doug E. Fresh, Biz Markie, Roxanne Shante, Schoolly D, Suliaman El Hadi (The Last Poets), MC Shan

Big Fun in the Big Town

Niederlande, 1986, 40 Min.
Regie: Bram van Splunteren
Idee, Moderation: Marcel Vanthilt
Featured Artists (Auswahl): Grandmaster Flash, LL Cool J, Run-DMC, Russell Simmons, Doug E. Fresh, Biz Markie, Roxanne Shante, Schoolly D, Suliaman El Hadi (The Last Poets), MC Shan

Eine Subkultur auf ihrem Weg in die Öffentlichkeit

Als das deutsche Fernsehen „Style Wars“ 1985 synchronisierte, verpasste das ZDF dem Klassiker den urkomischen Titel „U-Bahn Bilder & Verrückte Beine“. Die unbeholfene Betitelung zeigt, wie fremd Hip-Hop damals noch für weite Teile der Welt war. Dennoch: Wer diese wunderbaren Werke aus den 80er Jahren sieht, sollte sich bewusst sein, dass die Filme keineswegs die Anfänge der Szene zeigen. Seine Entstehung erlebte das Genre mit all seinen Elementen vor allem in den 70ern und zwar, abgesehen von viel oral history und einigen Bildbänden, größtenteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trotzdem vermitteln die Dokumentationen einen starken Eindruck vom ursprünglichen Charakter der Subkultur.

Zugleich waren die Dokus Teil einer Entwicklung. So begannen in den 80ern zahlreiche Record Labels Rap-Platten zu veröffentlichen. Galeristen interessierten sich plötzlich für die urbane Kunst der Graffiti-Artists. Hollywood entdeckte Breakdancer für akrobatische Tanzeinlagen wie im Blockbuster „Flashdance“. Und gleichzeitig lieferten ebenjene Filme wie „Wild Style“, „Style Wars“ und „Big Fun in the Big Town“ Aufnahmen direkt aus einer Szene, die sich gerade ihren Weg aus den Ruinen der South Bronx an die Öffentlichkeit bahnte.


Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, findet unter anderem auf Okayplayer („11 Rare Hip-Hop Documentaries You Can Watch Right Now) oder dem Vice-Ableger i-D („7 old school hip-hop documentaries to get you in the mood for ‚the get down‚“) zahlreiche weitere wertvolle Doku-Empfehlungen, die spannende Aspekte der Hip-Hop-Geschichte und -Kultur beleuchten. Und für alle, denen die Musik jetzt zu kurz kam, haben wir eine Playlist mit ausgewählten Soundtrack-Perlen der drei hier besprochenen Hip-Hop-Filme zusammengestellt: