Cheesy, jazzy, funky: 70er und 80er Jahre Disco Funk aus Osteuropa und der Sowjetunion

Cheesy, jazzy, funky: 70er und 80er Jahre Disco Funk aus Osteuropa und der Sowjetunion

September 27, 2020 0 Von Alexander Antonakis

Die westliche Feierkultur der 70er und 80er Jahre ist geprägt von hedonistischen Eskapaden und bahnbrechenden, musikalischen Entwicklungen. Diese Sound-Strömungen beeinflussten Produzenten weltweit, auch Musiker in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion. Hier ein kleiner Überblick, wie sich das anhört und welche Künstler dahinter stecken.

Manchmal klingt es unerträglich kitschig, manchmal rough und funky: 70er- und 80er-Disco- und Funk-Produktionen aus den sogenannten Ostblockstaaten sind eine Welt für sich. Anfang 2018 begann ich mich intensiver mit alten Veröffentlichungen aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion und Tschechoslowakei zu beschäftigen. Auslöser war eine LP von „Rhythm“, die ich irgendwann einmal zufällig und aufgrund des interessanten Covers in einem Second-Hand-Laden gekauft hatte.

Lange stand die Platte unbeachtet im Regal, bis sie mir irgendwann wieder in die Hände fiel. Insbesondere das lange Stück auf der A-Seite hatte was. Und ich dachte mir, davon muss es doch sicherlich noch mehr geben. Und eine monatelange Internet-Recherche später war ich um etliche Schallplatten reicher.

Einige Stücke davon habe ich letztendlich in dem Mix The Weird World of Eastern Europe & Russian 70s & 80s Disco Funk zusammengetragen:

Tracklist:

Discophonia – A1 (1980)

Allein diese hypnotisch-geflüsterten „Disco“-Vocals zu Beginn des Stücks sind die Platte wert. Es folgt ein upflifting Disco-Beat, der nach einigen euphorisierenden Takten plötzlich in einen funky Break übergeht, der überrascht.

Chime – Keep It Up (1982)

Ich liebe die Tempi-Wechsel und Frauen-Vocals in dem Stück, das genauso auf einem US-Underground-Label erschienen sein könnte, irgendwann in der Post-Disco-Ära.

Discobolos – Little Painted Pitcher (1979)

Solider Disco-Stomper mit immer wiederkehrenden cheesy Gesangs- und Synth-Einlagen, die grenzwertig sind. Aber man erträgt ja einiges.

Rhythm – A1 (1980)

Knallhart lasse ich in dem Mix die A-Seite durchlaufen, auf der insgesamt fünf Stücke ineinander übergehen. Das Ganze klingt nach einer nicht enden wollenden Jam-Session, die einen immer wieder vor die Zerreissprobe stellt, ob man nun den Stopp-Knopf drücken soll oder nicht.

ORM – Karusel (1979)

Das Produzenten-Duo Petr Dvořák und Pavel Růžička aka ORM gelten als Pioniere der elektronischen Musik in der ehemaligen Tschechoslowakei und sind auch für Produktionen von Kamalie und Hana & Dana verantwortlich. Das Cover ist einfach Weltklasse.

Disco Alliance – Pacific (1980)

Zodiac sind eine instrumentale Studenten-Gruppe, die sich in den späten 70er-Jahren formierte und mit ihrem Debüt „Disco Alliance“ in der einstigen Sowejtunion durch die Decke ging. Das Album verkaufte sich in sehr hohen Stückzahlen. Wirklich seltsam zu der LP ist die schier endlose Diskography auf discogs.

Chorus & Disco Company – Aviator (1978)

Spacige, etwas infantil klingende Disco-Nummer mit überladenen Strings’n’Synths-Einlagen. Auf der LP verstecken sich weitere Goodies.

Chime – Love Come Back (1982)

Offbeat-80s-Bassline-Perle, da passen sogar die seichten Breaks und Vocals.

ORM, Kamelie – Tropic (1983)

Einfach hot!

Arp-Life – Bu-Bu (1977)

Perkussiver-Moog-Funk-Irrsinn, der verspielt jazzig abdriftet. Inklusive verzerrtem Gitarren-Solo.

Czerworne Gitary – Coda (1974)

Die polnische Gruppe Czerworne Gitary wurde 1965 gegründet und feierte außerhalb des Landes vor allem in der ehemaligen DDR große Erfolge. Schade, dass das funkige „Coda“ auf ihrem achten Album „Rytm Ziemi“ so kurz ausgefallen ist.

Alex Band – W Kluczu Basowym (1980)

Sehr basslastiges Jazz-Funk-Stück, das samt Intro und Outro einen mehr als postitiven Eindruck hinterlässt. Auch sehr zu empfehlen ist übrigens „Eccentric“, das zweite Album der polnischen Band.